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Über die Geschichte von Kunstwerken und Kulturgütern - Museum Wiesbaden (Teil 2)

Die wahre Provenienz zutage zu fördern, kommt einer kriminalistischen Spurensuche gleich. Miriam Olivia Merz hatte am Museum Wiesbaden bereits im Jahr 2009 begonnen, die Herkunft von mehr als hundert in der Zeit des Nationalsozialismus erworbenen Gemälden systematisch zu untersuchen. Bei 20 konnte sie auf diese Weise ausschließen, dass sie verfolgungsbedingt ihren rechtmäßigen Besitzern entzogen worden waren. Bei vier Gemälden hingegen wies die Wissenschaftlerin eine Herkunft aus der „NS-Raubkunst“ nach.

Wie es nach einem solchen Ergebnis der Provenienzforschung lösungsorientiert weitergehen kann, zeigt die Restitution des Werkes „Die Labung“ von Hans von Marées: Das Dossier mit den Ergebnissen der Recherche und der Empfehlung zur Restitution wurde seitens des Museums zur juristischen Prüfung an das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst gegeben. Schließlich konnte das Werk restituiert, also zurückgegeben werden, in diesem Fall an den Nachkommen von Max Silberberg. Die Provenienz des Bildes führt ein ebenso trauriges wie typisches Schicksal deutscher Juden vor Augen: Der erfolgreiche und angesehene Industrielle aus Breslau verlor Ruf und Beruf, Hab und Gut aufgrund seines Glaubens, schließlich sein Leben in Auschwitz. Miriam Olivia Merz steht vor dem Gemälde und erklärt, warum es heute wieder in der Sammlung hängt: Im April 2014 konnte es von den Erben für die Sammlung des Museums Wiesbaden erworben werden. Merz: "Wir freuen uns, dass wir die Herkunft klären konnten und dass nun das Bild als rechtmäßiges Eigentum des Landes wieder gezeigt und verliehen werden kann.“ Was passiert mit Objekten, deren Herkunft nicht zweifelsfrei geklärt werden kann? „Sie werden in der 'Lost Art'-Datenbank veröffentlicht, damit potenzielle Erben auf der ganzen Welt die Chance haben, sich bei den heutigen Besitzern zu melden“, erklärt Merz.

Seit Januar 2015 ist die Kunsthistorikerin für die in Wiesbaden damals neu gegründete „Zentrale Stelle für Provenienzforschung in Hessen“ tätig. Gemeinsam mit Dr. Ulrike Schmiegelt-Rietig spürt sie den vielfältigen, durch die Kriegsjahre oft verschlungenen Wegen nach, auf denen Kunstwerke in hessischen Besitz gelangten. „Damit versetzen wir die Museen in die Lage, sich ihrer Verantwortung im Sinne der Berliner Erklärung zu stellen“, erklärt Merz in dem mit vollen Bücherregalen bestückten Büro. Sie bezieht sich damit auf die gemeinsame Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände, die Suche nach NS-Raubgut in den eigenen Beständen nachhaltig zu verstärken. „Mich hat die Geschichte von Kunstwerken schon immer fasziniert“, erklärt Merz beim Sichten eines Ausstellungskataloges aus den 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. „Dabei schaffen wir ja selbst keine Fakten, sondern sorgen für Klarheit.“

Vorheriger Teil der Artikelserie:
Über die Geschichte von Kunstwerken und Kulturgütern - Museum Wiesbaden (Teil 1)

Nächster Teil der Artikelserie:
Über die Geschichte von Kunstwerken und Kulturgütern - Museum Wiesbaden (Teil 3)

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Veröffentlicht am 23.03.2018

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