Manchmal leisten wir Erste Hilfe - Restaurierungswerkstatt, Museum Wiesbaden (Teil 2)
Die Gemälde und Skulpturen obliegen heute der Pflege von Ines Unger, Anne-Sophie Bennke und Linda Schmidt. In den Werkstätten der Restauratorinnen herrscht konstant das international definierte „Museumsklima“ von 50 Grad Luftfeuchtigkeit und 20 Grad Celsius Raumtemperatur. Hier arbeiten die Expertinnen unter konservatorischen und restauratorischen Gesichtspunkten am Erhalt des umfangreichen Fundus. Dazu zählt, die Bestände nicht nur zu kontrollieren, sondern gegebenenfalls einen alten, aber unversehrten Zustand wiederherzustellen.
Was vor einem Eingriff alles zu bedenken sei, erklärt Bennke an einem Beispiel: „Sollte es aus konservatorischen Gründen nötig sein, einen Firnis abzunehmen oder zu dünnen, muss man sehr zurückhaltend vorgehen. Denn ist einmal etwas entfernt, wird es unwiederbringlich. Auch darf das Werk eines alten Meisters nicht auf einmal nagelneu aussehen“, gibt sie zu Bedenken. Hinter den Restaurierungstechniken mit Pinsel, Skalpell, Klebemitteln und Pipette steckt neben Fachwissen vor allem viel Geduld und Detailarbeit. „Manchmal muss man eine Pause machen und um den Block laufen “, erzählt Unger, die mit einer Vergrößerungsbrille vor den Augen an einem Blumenmotiv arbeitet. „Und an manchen Tagen merke ich auch, dass ich heute lieber keine Feinarbeit an den Gemälden machen sollte. Dann suche mir eine andere Aufgabe oder räume einfach mal auf, wenn der Zeitplan das zulässt“, sagt sie mit einem Augenzwinkern und setzt ihre kunstfertige Arbeit für heute fort.
„Am besten ist es, wenn man den Eingriff des Restaurators hinterher gar nicht sieht“, beschreibt Unger ihr Credo. Sie legte eine handwerkliche Grundausbildung ab, bevor sie das Restaurieren erlernte – unter anderem am Palazzo Pitti in Florenz. Obgleich sie Kunstwerke gleichsam einer Ärztin auf Beschwerden hin untersucht, sieht Unger bis heute nicht nur das Beschädigte vor sich, sondern das gesamte Kunstwerk – mit allem nötigen Respekt. So weisen es alle drei Restauratorinnen weit von sich, bei ihrer Arbeit selbst künstlerisch tätig zu sein. „Wir wollen nicht interpretieren oder manipulieren“.
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Veröffentlicht am 08.03.2018
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