Der Park ist wie eine Zeitreise - Schlossgarten, Bad Homburg (Teil 1)
300 Jahre Gartenkultur auf 13 Hektar – so lässt sich der Schlossgarten in Bad Homburg auf den Punkt bringen. Seit 1620 lebten dort die Landgrafen Hessen-Homburg, ab 1866 verbrachten Preußische Könige und Deutsche Kaiser hier ihre Sommertage. All diese Herrscher, ihre Architekten und Gärtner, oft auch die Damen des Hauses prägten nach Trends und persönlichen Vorlieben ein stilvielfältiges Gartenensemble. Heute liegt es in Händen des Schlossgärtners Peter Vornholt, die Geschichte der aus Lust-, Landschafts- und Nutzgärten bestehenden Anlage erlebbar zu machen. „Die Vielfalt der Epochen, die hier zu finden ist, hat mich gereizt“, erinnert sich der Mann mit den graumelierten Locken an seinen ersten Besuch in Bad Homburg. „Ideale Voraussetzungen für ein Gartenmuseum.“
Garten und Museum – geht das zusammen? Bedeutet Vegetation doch ständigen Wandel. Der Westfale nickt. „Und ständig Arbeit. Wir können nicht wie drinnen im Schloss einen Zustand konservieren“, erklärt er und deutet auf die barocken Räume, die gerade nach historischen Vorlagen hergerichtet werden. Den Garten hegt und pflegt ein 15-köpfiges Team – so, wie es Gärtner seit drei Jahrhunderten hier getan haben. Allerdings legt Vornholt bei dieser anstrengenden körperlichen Arbeit Wert auf moderne und ergonomische Gartengeräte.
Allein die ständige Pflege würde aus dem Schlosspark noch kein Museum machen. Es ist vielmehr das Wissen, das sich Vornholt angeeignet hat. Es macht ihn zu einer Art „Gartenprofessor“. Seit 1752 haben seine Vorgänger akribisch Jahrbücher geführt. „Das ist eine unschätzbarer Wert bei der Gartendenkmalpflege“, begeistert sich Vornholt. Pflanzenlisten, Zeichnungen und Fotografien dienen der akribischen Recherche und der Inspiration. Vieles ist im schlosseigenen Archiv zu finden – dort wo der Dichter Hölderlin ab 1804 für zwei Jahre tätig war. Eine weitere wichtige Quelle ist der Austausch mit anderen Gärtnern, die für Orangerien von Hannover bis Wien verantwortlich sind. Orangerien wie in Bad Homburg zählen zu den ältesten Gesamtkunstwerken, in denen Architektur und Natur eine Einheit bilden.
Die Orangeriegärtner teilen ihr Wissen von historischen Anlagen über Pflanzenschutztipps bis hin zur Pflege der besonderen Zitruspflanzen, die in einer Orangerie nicht fehlen dürfen. „Aber jeder von uns hat auch ein paar Kniffe drauf, die er nicht ohne weiteres Preis gibt“, erzählt Vornholt, der die Orangerie zu seinen liebsten Arbeitsplätzen zählt. Demnächst will er hier Seidenspinnerraupen züchten wie im 18. Jahrhundert. „Dabei waren die Seidenstrümpfe aus Bad Homburg berühmt für ihre Festigkeit“, hat der Gartenprofessor herausgefunden. Auf die Frage nach seinem Lieblingsort in dem Landschaftspark überlegt der Mann mit den klugen Augen eine Weile. Dann antwortet er: „Überall dort, wo es gelungen ist, das historische Bild wiederherzustellen.“
Nächster Teil der Artikelserie:Der Park ist wie eine Zeitreise - Schlossgarten, Bad Homburg (Teil 2)
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Veröffentlicht am 21.03.2017
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